Als international tätiges Logistikunternehmen sind wir einer Reihe von Veränderungen ausgesetzt. Wir wollen die sich daraus ergebenden Chancen und Risiken früh erkennen sowie erforderliche Maßnahmen in den im Einzelnen betroffenen Bereichen rechtzeitig ergreifen, um so den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern. Dieses Ziel unterstützen wir mit einem konzernweiten Chancen- und Risikomanagementsystem (RMS). Quartalsweise schätzen Führungskräfte die Auswirkungen künftiger Szenarien ein, bewerten die Chancen und Risiken ihrer Bereiche und stellen geplante sowie bereits ergriffene Maßnahmen dar. Die Abfrage und Freigabe erfolgt hierarchisch, sodass das Management unterschiedlicher Ebenen in den Ablauf eingebunden ist. Chancen und Risiken können jederzeit auch ad hoc gemeldet werden.
Die Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) sowie die Vorgaben der EU-Taxonomie haben wir auch im Jahr 2023 umgesetzt. In diesem Rahmen diskutieren und bewerten wir sowohl transitorische als auch physische Risiken aus dem Klimawandel anhand verschiedener Szenarien. Dabei identifizierte wesentliche Risiken erläutern wir im Abschnitt „Chancen und Risiken in Kategorien“.
Unser Prozess zur Früherkennung verknüpft das RMS im Konzern zu einem einheitlichen Berichtsstandard. Dazu setzen wir eine IT-Anwendung ein, die wir selbst entwickelt haben und stetig optimieren. Bei den Standardauswertungen nutzen wir darüber hinaus die Monte-Carlo-Simulation zur Chancen- und Risikoaggregation.
Diese stochastische Methode berücksichtigt die Eintrittswahrscheinlichkeit der zugrundeliegenden Chancen und Risiken und basiert auf dem Gesetz der großen Zahl. Aus den Verteilungsfunktionen der einzelnen Chancen und Risiken werden zufällig ausgewählte Szenarien – eines je Chance und Risiko – miteinander kombiniert.
Die wichtigsten Schritte unseres Chancen- und Risikomanagementprozesses:
1. Erkennen und bewerten: Quartalsweise schätzen Führungskräfte aller Unternehmensbereiche und Regionen unsere Chancen- und Risikosituation ein und dokumentieren entsprechende Maßnahmen. Sie bewerten in Form von Szenarien beste, erwartete und schlechteste Fälle. Der Bewertungszeitraum entspricht üblicherweise dem Planungszeitraum, kann aber auch langfristig oder latent sein. Für jedes identifizierte Risiko wird mindestens eine verantwortliche Person benannt, die es bewertet, überwacht, mögliche Vorgehensweisen benennt, um es zu steuern, und darüber berichtet. Dies gilt ebenso für die Chancen. Für alle Chancen und Risiken ist mindestens eine Steuerungsmaßnahme zu berichten, aus der sich die Nettobewertung ableitet. Um eine vollumfängliche Sicht auf sämtliche Risiken sicherzustellen, können diese in Ausnahmefällen qualitativ bewertet werden, wenn eine quantitative Bewertung zunächst nicht möglich ist. Die Ergebnisse werden in einer Datenbank dokumentiert. In Ergänzung zum quartalsweisen Prozess führen wir einmal jährlich je Division einen Risikoworkshop mit dem jeweiligen Bereichsvorstand durch. Im Rahmen dieser Workshops werden insbesondere Chancen und Risiken diskutiert, die für die gesamte Division von Bedeutung sind. Dabei neu identifizierte Chancen und Risiken werden anschließend in den quartalsweisen Prozess integriert.
2. Aggregieren und berichten: Die Controllingeinheiten sammeln diese Ergebnisse, werten sie aus und prüfen ihre Plausibilität. Sollten sich einzelne finanzielle Effekte überschneiden, so wird dies in unserer Datenbank vermerkt und beim Bündeln berücksichtigt. Nach Freigabe durch bereichsverantwortliche Personen werden alle Ergebnisse an die nächste Hierarchieebene weitergegeben. Auf der letzten Stufe berichtet das Konzerncontrolling dem Konzernvorstand und dem Aufsichtsrat über die wesentlichen Chancen und Risiken sowie über die möglichen Gesamteffekte je Unternehmensbereich. Dazu erfolgt eine Chancen- und Risikoaggregation für wesentliche Organisationsebenen. Wir gehen nach zwei Methoden vor: Zum einen ermitteln wir eine mögliche Bandbreite des Bereichsergebnisses und summieren die jeweiligen Szenarien auf. So geben die Summen der „schlechtesten“ und der „besten“ Fälle die Gesamtbandbreite für das Ergebnis des Bereichs an. Innerhalb dieser Extremszenarien zeigt die Summe der „erwarteten Fälle“ die aktuelle Erwartung an. Zum anderen setzen wir die Monte-CarloSimulation ein. Deren Ergebnisse auf Ebene der Unternehmensbereiche sind regelmäßiger Bestandteil der Chancen- und Risikoberichte an den Gesamtvorstand und an den Aufsichtsrat.
3. Gesamtstrategie: Der Konzernvorstand legt fest, nach welcher Systematik Chancen und Risiken zu analysieren und zu berichten sind. Die Berichte des Konzerncontrollings bieten dem Vorstand eine zusätzliche regelmäßige Informationsbasis für die Gesamtsteuerung des Konzerns. Der Konzernvorstand hat Grenzwerte für die Risikotoleranz und die Risikotragfähigkeit des Konzerns definiert. Quartalsweise überprüft der Konzernvorstand auf Basis der MonteCarloSimulation die Notwendigkeit strategischer Änderungen. Bei seinen Aufgaben wird der Vorstand durch ein Risikokomitee unterstützt, das quartalsweise auch Einzelrisiken analysiert sowie die Ergebnisse aus der Risikoberichterstattung überprüft. Ebenso diskutiert das Risikokomitee regelmäßig über Anpassungen im Chancen- und Risikomanagementprozess.
4. Operative Maßnahmen: Innerhalb der einzelnen Bereiche werden Maßnahmen festgelegt, mit denen Chancen und Risiken gesteuert werden. Anhand von Kosten-Nutzen-Analysen wird bewertet, ob Risiken vermieden, verringert oder auf Dritte übertragen werden können.
5. Kontrolle: Für wichtige Chancen und Risiken sind Frühwarnindikatoren definiert, die von den verantwortlichen Personen kontinuierlich beobachtet werden. Ob die Vorgaben des Vorstands dabei eingehalten werden, überwacht in seinem Auftrag die Konzernrevision. Sie prüft auch die Qualität des gesamten Chancen- und Risikomanagements. Die Controllingeinheiten analysieren regelmäßig alle Bestandteile des Prozesses sowie die Prüfberichte der Konzernrevision und der Abschlussprüfungsgesellschaft auf mögliche Verbesserungspotenziale und passen die Prozesse, wo nötig, an.
Im Folgenden stellen wir primär Chancen und Risiken dar, die aus heutiger Sicht den Konzern im Prognosezeitraum über die bereits im Planungsprozess berücksichtigten Erwartungen hinaus wesentlich beeinflussen könnten. Darüber hinaus betrachten wir sowohl langfristige als auch latente Chancen und Risiken, letztere können keinem bestimmten Jahr oder Zeithorizont zugeordnet werden. Die Bewertung von Chancen und Risiken erfolgt nach Eintrittswahrscheinlichkeit und Wirkung. Die Auswirkungen bemessen sich dabei bei quantitativen Chancen und Risiken am EBIT, am Finanzergebnis und an direkten Effekten auf das Eigenkapital. Im Ergebnis unterscheiden wir Chancen und Risiken niedriger, mittlerer und hoher Bedeutung. Als wesentlich bewerten wir Chancen und Risiken von hoher oder mittlerer Bedeutung, die in der folgenden Grafik rot beziehungsweise gelb gekennzeichnet sind. Es gelten folgende Beurteilungsmaßstäbe (Nettobewertung):
Für qualitative Risiken gelten folgende Beurteilungsmaßstäbe (Nettobewertung):
Ein Risiko mit hoher Auswirkung schlägt sich dabei tendenziell auf den gesamten Konzern nieder, ein Risiko mit mittlerer Auswirkung auf der Ebene eines Unternehmensbereichs und ein Risiko mit niedriger Auswirkung tendenziell lokal. Qualitative Risiken können hinsichtlich ihrer Auswirkungen den Dimensionen Finanzen, Reputation, Betrieb und Umwelt zugeordnet werden.
Die dargestellten Chancen und Risiken sind nicht notwendigerweise die einzigen, die sich dem Konzern eröffnen oder denen er ausgesetzt ist. Weitere Einflüsse, die uns derzeit noch nicht bekannt sind oder die wir noch nicht als wesentlich einschätzen, könnten unsere Geschäftstätigkeiten ebenfalls beeinflussen.
Chancen und Risiken werden bei DHL Group dezentral erfasst und bewertet. Über mögliche Planabweichungen sowie langfristige und latente Ereignischancen und -risiken wird überwiegend auf der Ebene von Ländern oder Regionen berichtet. Angesichts des Detaillierungsgrades der internen Berichte fassen wir hier die dezentral gemeldeten Chancen und Risiken in Kategorien zusammen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich bei den zugrundeliegenden Einzelmeldungen wesentliche Korrelationen im Zusammenhang mit der Entwicklung der Weltkonjunktur und der Weltwirtschaftsleistung ergeben. Sofern nicht anders spezifiziert, wird den Einzelchancen und -risiken innerhalb der jeweiligen Kategorien eine niedrige Bedeutung beigemessen. Die Chancen und Risiken gelten grundsätzlich für alle Unternehmensbereiche, sofern nicht anders angegeben.